Medizinstudium: Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH)
Medizinstudium – Das neue Zulassungsverfahren: Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH)
Im Wintersemester 2020/21 haben sich 50.000 Bewerber auf einen von 9.660 Studienplätzen beworben. Um einen dieser begehrten Studienplätze zu erhalten benötigt man in den meisten Fällen die allgemeine Hochschulreife.
Seit dem Sommer Semester 2020 gibt es ein neues Vergabeverfahren. Dieses soll den starren Prozess des Numerus Clausus (NC) ersetzen. Auch weiterhin spielt der Notendurchschnitt im Abitur eine wesentliche Rolle, allerdings werden jetzt nur noch 24% aller Studienplätze über die sogenannte Bundesbestenliste vergeben. Weitere 20% werden über eine Vorabquote verteilt, die die neue Landarztquote, Härtefälle, Zweitstudium und die Vergabe von Plätzen an das Militär beinhaltet. 48% aller Studienplätze werden über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) vergeben. Das Besondere ist hierbei – im Vergleich zu dem früheren Zulassungsverfahren – dass die Hochschulen mindestens zwei Faktoren ansetzen müssen, um einen Studenten zuzulassen. Früher ging es in der Regel nur über den NC, heute wird zusätzlich der Medizinertest TMS oder HAMNAT mit in die Gewichtung eingebracht.

Im Sommersemester 2020 haben die Unis wie folgt zugelassen
So funktioniert das das Auswahlverfahren der Hochschule (AdH)
In Deutschland werden 80% aller Medizinstudienplätz anhand des Notendurchschnitts, Tests, Interviews oder anderen beruflichen Qualifizierung vergeben. 20% werden über die Vorabquote an das Militär, die Bundesländer, Härtefälle, internationale Studenten und die Landarztquote vergeben.
Das Auswahlverfahren der Hochschulen vergibt 60% der Studienplätze die über Hochschulstart vergeben werden (48% aller Studienplätze, wenn man die Vorabquote von 20% berücksichtigt.).
Nach den Richtlinien für das Sommer Semester 2021 werden im Bereich Medizin drei Kriterien für die Auswahl herangezogen. Hierbei gibt es zwei Pflichtkriterien:
- Abiturergebnis (Bundesbestenliste; Prozentrang)
- Studierfähigkeitstest: HAM-NAT oder TMS für Humanmedizin (Anmeldung bis 15.01. des TMS Jahres)
Ein zusätzliches Kriterium:
- Gespräche oder mündliche Verfahren
- Abgeschlossene Berufsausbildung und Berufstätigkeiten (Mindestens 12 Monate)
- Besondere Vorbildungen (hierzu zählen praktische/ehrenamtliche Tätigkeiten, außerschulische Leistungen oder Qualifikationen)
Die Universitäten können hierbei die Gewichtung selber festlegen und auch die Art der Auswahl aufteilen (Unterquoten). So vergibt z.B. die Universität in Göttingen 80% der AdH Plätze mit einem Split von 60 Punkte Abiturnote, 30 Punkte TMS und 10 Punkte Anerkannte Dienste und 20% der AdH Plätze anhand der Kriterien Gewichtung 60 Punkte Abiturnote, 10 Punkte TMS und 30 Punkte Berufsausbildung (Siehe Abbildung).

Wie berechnet sich mein Rankingwert
Durch die Bildung separater Landeslisten werden Unterschiede in den Abiturnoten zwischen den Bundesländern neutralisiert. Du wirst also nur mit anderen Schülern aus deinem eigenen Bundesland verglichen. Das Ranking basiert zudem auf der Punktzahl im Abitur und nicht der Durchschnittsnote. In Deutschland gibt es zwei Maximalpunktzahlen im Abitur, entweder 900 Punkte oder 840 Punkte. Für das Ranking werden alle Noten auf 900 angepasst, und zwar mit der folgenden Formel:
P900= P840 x 180 / 168
Anschließend werden die Bundeslisten zusammengeführt. Hierbei spielt die Anzahl der Schüler je Bundesland eine wesentliche Rolle.
Während die Bundesbestenliste alle Schüler abbildet, gibt es für die Zulassungsbeschränkten Studienplätze (Medizin) separate Listen, auf denen nur diejenigen gelistet sind, die sich für den Studiengang beworben haben. Das bedeutet, auch wenn du auf der Bundesbestenliste nicht ganz oben stehst kann aufgrund der Präferenzen der anderen Schüler deine Position auf den einzelnen Listen besser ausfallen.
Mit dem Medizinertest zum Arztstudienplatz
Auch mit einem Top Abitur ist es leider nicht gewährleistet einen Studienplatz zu bekommen. Laut der Statistik vom Wintersemester konnte man mit einem NC von 1.3, der in Niedersachsen erreicht wurde zum Arztstudium zugelassen werden. Für die anderen Bundesländer lag die Grenze bei 1.0-1.2, das >800 Punkten entspricht. Bei beliebten Universitäten wie Berlin und München benötigte man mehr als 850 Punkte (1.0 Notendurchschnitt) aus jedem Bundesland.
Das Resultat ist, dass nur die aller besten Schüler, direkt über die Bundesbestenliste für das Arztstudium zugelassen werden. Die meisten Schüler fallen somit direkt in das Auswahlverfahren der Hochschulen.
Im Gegensatz zu dem früheren Vergabeverfahren müssen Universitäten in ihrem Auswahlverfahren der Hochschulen (ADH) – die 60% der verfügbaren Studienplätze vergibt – mindestens zwei Kriterien in der Studienauswahl berücksichtigen.
Hierzu zählen immer die Abiturnote und der Medizinertest (TMS oder HAMNAT). Das führt dazu, dass eigentlich jeder den Medizinertest ablegen muss, um überhaupt berücksichtigt zu werden. Warum sagen wir das? Wenn du an dem Auswahlverfahren der Hochschulen teilnimmst werden 100 Punkte vergeben. Nehmen wir als Beispiel die Uni Köln. Hier werden 45 Punkte für deinen Abiturdurchschnitt, 45 Punkte für den TMS und 10 Punkte für deine Berufsausbildung vergeben.
Selbst wenn du einen Top Abischnitt hast kannst du maximal 45 Punkte erreichen, womit du sehr wahrscheinlich keine Chance auf einen Studienplatz hast.
Mehr Informationen zu den Medizinertests TMS und HAM-NAT findest du bei uns.
Bewerbung für das Medizinstudium
Es gibt verschiedene Wege ins Medizinstudium. Der reguläre Weg ist eine Anmeldung zu einer der 38 medizinischen Fakultäten Deutschlands über www.hochschulstart.de.
Im Online-Verfahren können dabei bis zu sechs Studienorte als Wunsch hinterlegt werden.
Die benötigten Unterlagen für die Anmeldung sind:
- Das Abiturzeugnis in beglaubigter Kopie
- Daten eines geleisteten Dienstes wie Wehrdienst, Zivildienst, Bundesfreiwilligendienst, freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr
- Angaben über eine Berufsausbildung
- Studienbuch mit Angaben über bereits studierte Semester
Alternative: Medizinstudium im EU-Ausland
Wer sehr gute Abiturnoten in naturwissenschaftlichen Fächern hat, bekommt auch bei einigen Universitäten im Ausland relativ leicht einen Studienplatz ohne zusätzliche Tests vor Ort.
Wir haben für euch unten eine Liste solcher Universitäten aufgeführt.
Um nach dem Abitur schnell einen Studienplatz zu erhalten und nicht 1-2 Jahre an Bewerbungszeit zu verschwenden, empfehlen wir dir die folgenden Schritte parallel zu starten: 1. Konzentration auf das Abitur, 2. Vorbereitung auf den TMS, 3. Parallele Bewerbung an Universitäten im Ausland.
Bitte beachtet: Der TMS kann nur einmal im Leben absolviert werden. Wenn es dein Ziel ist unbedingt einen Studienplatz in Deutschland zu bekommen, empfehlen wir dir den Test nicht parallel zum Abitur zu schreiben. Somit hast du genug Zeit an Vorbereitungskursen teilzunehmen und die relevanten Themen besser zu lernen.
Universitäten ohne Test:
- University of Latvia (Lettland)
- Riga Stradins (Lettland)
- Medical University of Bialystok (Polen)
- Wroclaw Medical University (Polen)
- Medical University of Lodz (Polen)
- Pomeranian Medical University (Polen)
Bei den meisten Universitäten im Ausland wird ein TOEFL Test benötigt. Die Mindestpunktzahlen kannst du in unserem Universitätsvergleich nachschauen.
Die Riga Stradins Universität und Wroclaw Medical University reicht der Englischnachweis anhand deiner Abiturnote (10 und 9 respektiv).